20 Jahre gelebte Inklusion

Das Kinderprojekt "Kleeblatt" und die Tagesgruppe Sofioter Straße feiern ihren 20. Geburtstag. Zur Feierstunde wird viel Lob ausgesprochen aber auch kritisch nachgefragt. Denn eigentlich sind die Projekte ein permanenter Ausnahmezustand.

Das Kinderprojekt "Kleeblatt" und die Tagesgruppe Sofioter Straße feiern ihren 20. Geburtstag. Zur Feierstunde wird viel Lob ausgesprochen aber auch kritisch nachgefragt. Denn eigentlich sind die Projekte ein permanenter Ausnahmezustand.

Was machen staatliche Stellen und soziale Träger, wenn sie einen Bedarf feststellen aber für diesen Fall (noch) keine gesetzlichen Vorgaben existieren. Sie werden kreativ und versuchen, auf der Basis bestehender Vorschriften eine Rechtsgrundlage zu finden. Das ist quasi die Geburtsidee für die Projekte im Jahr 1997. Denn eigentlich gibt es keine Kinder, die weder in den Regelschulen noch in den damaligen Sonderschulen hätten unterrichtet werden können. In der Realität aber doch. Und da in Deutschland eine 10-jährige Schulpflicht besteht fanden Sozialamt, Staatliche Schulämter und die AWO eine Lösung.

Achim Ries, der Geschäftsführer der AWO AJS-Gesellschaft, lobte den unermüdlichen Einsatz der Beschäftigten in beiden Einrichtungen und sprach ihnen seinen Dank aus. Aus einem Provisorium sein ein bei städtischen und staatlichen Stellen anerkanntes Projekt geworden. Doch dieses Projekt müsse jetzt endlich eine dauerhafte Rechtsgrundlage bekommen.

Tamara Thierbach, die Sozialbürgermeisterin der Stadt Erfurt nahm den Ball und erklärte in aller Deutlichkeit: "Der für die gesicherte Perspektive notwendige Kooperationsvertrag ist auf dem Weg und wird abgeschlossen werden." Sie deutete aber auch an, dass die baulichen Veränderungen noch zu diskutieren seien: "Nicht der Raum ist das wichtigste, sondern der Inhalt". Außerdem regte sie an, für die Tagesgruppe Sofioter Straße zukünftig den Begriff "Tausendfüßler" zu verwenden.

Ich erinnerte daran, dass PolitikerInnen auch nicht immer sofort und für alle Zeiten Probleme lösen können. "Ich gestehe ein, dass es uns manchmal sehr schwer fällt, die notwendigen Regeln der Gesellschaft in Gesetze zu gießen, die dann wieder Grundlage für das Leben in der Gesellschaft sein sollen".

In Anschluss besangen einige Kinder ihren Weg, den sie zusammen mit ihren BetreuerInnen und ihren Familien zurückgelegt hatten und betonten in eindrücklicher Weise: Wir haben eine Chance und wir wollen sie nutzen. Und wir bedanken uns bei allen, die uns dabei helfen.

Ein Rundgang durch das Haus zeigte mir noch einmal die vielfältigen Methoden, mit denen hier gearbeitet wird. Und Niklas unterhielt sich mit meinem Mitarbeiter, Matthias Plhak, über den Tagesablauf in der Einrichtung und wie man Meerschweinchen richtig behandelt und sie pflegt.

Es ist gut, dass es diese Einrichtungen gibt. Es ist gut, dass damit den betroffenen Familien geholfen wird. Wir sollten aber auch nicht die Augen darüber verschließen, dass die Gesellschaft hier versagt. Sie ist offenbar nicht in der Lage Rahmenbedingungen zu schaffen, damit diese Familien erst gar nicht in eine solche Situation kommen.

Infos und Inhalte der Projekte "Kleeblatt" und Tagesgruppe Sofioter Straße.